Phasmatodea - Haltung und Zucht der meisten Phasmiden (Stab- und Gespenstschrecken)

Suchbild Phasmidenterrarien

Haltungs- und Zuchttipps von Sascha Eilmus.

Sascha Eilmus

Haltung

Die Unterbringung erfolgt in geeigneten Terrarien (Standart-Terrarien). Der Boden sollte zumindest 3 cm hoch mit stets feucht zu haltendem Bodensubstrat (Terrarienhumus u.ä.) bedeckt werden. Neben der Verkleidung der Rück- und Seitenwände eignen sich einige trockene Zweige oder Borkenstücke zur Dekoration. Pflanzen eignen sich nicht zu Dekoration, da sie von den Tieren angefressen werden und diese vergiften können. Die erforderlichen 25°C können durch eine Leuchtstoffröhre oder durch eine Energiesparlampe erzielt werde.

Ernährung

Die meisten Phasmiden lassen sich problemlos mit Brombeerlaub ernähren, das auch im Winter reichlich zur Verfügung steht. Die Brombeerranken müssen schräg angeschnitten und dann sofort ins Wasser gestellt werden, um eine ausreichende Haltbarkeit zu gewährleisten. Die Vase sollte ferner mit Watte abgedichtet werden, damit keine Tiere ertrinken können. Je nach Art unterschiedlich sollten die Tiere auch mit lauwarmen Wasser besprüht werden. Am günstigsten ist es dabei, dies abends zu tun, da sich die meisten Phasmiden dann nicht häuten.

Weitere wichtige Futterpflanzen für bestimmte Arten sind noch Eiche, Buche, Hasel, alle Obstgehölze, Rosen, Erdbeere, Johanniskraut, Rhododendron, Feuerdorn, Farne, Fuchsien, Buntnesseln, Geranien, Eukalyptus, Echte Akazien und Guave. Hierzu muss man dann genauere Informationen für die jeweilige Art einholen.

Zucht

Phasmiden legen verhältnismäßig große, hartschalige Eier, die entweder einfach weggeschleudert, in Ritzen oder überall hingeklebt oder mit einem Legestachel direkt in den Boden gesteckt werden. Bei vielen Arten kann man die Eier einfach im Terrarium bis zum Schlupf der Jungtiere belassen. Larven aller Stadien und adulte Tiere können zusammen gepflegt werden, sofern die Besatzdicht nicht zu hoch ist.

 

N. Doryanus

 

Kurzbeschreibungen einiger Arten

Euobrimus atherura (Rehn & Rehn 1938) oder Brasidas samarensis (Rehn & Rehn 1938)

Nahe verwandt mit den beliebten und häufig gezüchteten Arten Aretaon asperrimus und Sungaya inexpectata ist diese mittelgroße Gespenstschrecke von den Philipinen. Die Art ist mit 9 cm Körperlänge der Weibchen und 7 cm der Männchen jedoch etwas größer als Aretaon . Auch farblich weicht die Art ab. Die Larven schlüpfen braun können später von dunkelbraun bis hellgrün gefärbt sein. Die adulten Männchen sind meist beige, die Weibchen hellbraun bis olivgrün gefärbt. Die Eier werden wie bei den meisten Heteropteryginae mit dem kräftigen Legestachel in feuchtes Substrat getieben. Der Schlupf erfolgte bei 20 bis 25°C nach einem halben Jahr.

Obwohl die Art noch nicht oft gehalten wird, dürfte sie jedoch schon in wenigen Jahren in den Zuchten weit verbreitet sein, da sie ähnlich unproblematisch in Haltung und Zucht ist wie Aretaon .

Abrosoma festinatum (Brock & Seow-Choen, 1995)

Zu den kleinsten echten Phasmiden gehören die Vertreter der Gattung Abrosoma . Und dennoch oder gerade deswegen sind sie für die Haltung im Terrarium interessant. Es handelt sich nämlich um sehr lebendige, quirlige Tierchen von knapp über 4 cm Körperlänge, die sich tagsüber meist eng an die Blätter und Stiele der Futterpflanzen anschmiegen. Die Ernährung mit Nachtkerzengewächsen (Fuchsien, Weidenröschen) und Brombeere ist bislang unproblematisch. Es bleib zu hoffen, dass sich die Art bei mir reichlich vermehrt und die Tiere auch noch mehr Freunde unter den Phasmiden-Liebhabern finden werden.

Pseudosermyle sp

Noch recht selten in Zucht hat diese Art jedoch das Potential einmal eine richtige "Anfänger-Art" zu werden. Die zur amerikanischen Subfamilie Diapheromerinae gehörige Gattung Pseudosermyle gehört zu den sehr dankbaren Pfleglingen, die sich rasch vermehren. Die meist satt grünen Weibchen erreichen 8 cm die Männchen mit ihren auffälligen Genitalapparat 6 cm. Im Laufe des Sommers 2004 rechne ich mit reichlich Nachwuchs.

Gratidia sp

Mit 10 bis 11 cm Körperlänge der Weibchen und 7 bis 8 cm langen Männchen ist diese potentielle Gratidia wohl die Größte ihrer Gattung derzeit in Zucht. Die Art ist völlig unproblematisch. Sie kann mit Rose und Brombeere ernährt werden. Ihre Eier heftet sie an verschiedene Unterlagen. Ich halte die Art in zwei luftigen Gaze-Käfigen, die ich täglich besprühe, wobei ich stets auch die Eier ansprühe. Nach zwei bis vier Monaten schlüpfen die sehr zierlichen, zerbrechlichen Larven, die ich jedoch bei ihren Eltern belasse. Solange verfügbar sollte Heckenrose verfüttert werden. Im Winter nehmen die Tiere aber auch Brombeere und Feuerdorn.

Pseudophasma acanthonota (Redtenbacher 1906)

Diese Art ist mir über die letzten Jahre besonders an Herz gewachsen. Die in beiden Geschlechtern voll geflügelten kakaobraune Art hat sich als besonders pflegeleicht erwiesen. Im Gegensatz zu anderen Pseudophasma -Arten kann diese Art auch allein mit Brombeere gezüchtet werden. Allerdings verfüttere ich wöchentlich auch Liguster und im Winter auch Feuerdorn. Auch die Lebenserwartung von über einem Jahr bei den Weibchen macht die Art interessant. In Acht nehmen muss man sich vor dem übelriechenden Wehrsekret, das jedoch bei weitem nicht so aggressiv ist wie das der Anisomorpha.

Phaenopharos khaoyaiensis (Zompro 1999)

Leider befinden sich von dieser mit 15 cm recht stattlichen Art nur Weibchen in den Zuchten. Das Männchen ist noch unbekannt. Dennoch ist diese Art wie viel Phasmiden auch als parthenogenetischer Stamm recht produktiv. Die graubraunen Tiere hängen sich ähnlich wie Lonchodes in allen möglichen bizarren Stellungen ins Geäst und sind dadurch außergewöhnlich gut getarnt. Ärgert man sie dennoch, blitzen kurz die nur einen cm langen (kurzen) karminroten Hinterflügel auf, was den Angreifer verwirren soll. Zur Haltung: Ich füttere diese Art mit allen möglichen Buchen- und Rosengewächsen. Tägliches Besprühen sorgt für die hohe Luftfeuchtigkeit, die diese Art so schätzt. Die recht großen lackschwarzen Eier lasse ich einfach im Terrarium auf dem feuchten Terrarienhumus liegen. Die Larven schlüpfen schon nach vier Monaten und wachsen bei 25°C innerhalb weiterer drei bis vier Monate zu Imago heran. Die Lebenserwartung der erwachsenen Weibchen schwankt bei mir zwischen drei und sechs Monaten, was vielleicht ein Effekt der Jungfernzeugung ist.

Chondrostethus woodfordi (Kiby 1896) "Salomonen-Farnstabschrecke"

Nur wenige Arten sind ähnlich pflegeleicht und dabei auch noch so attraktiv wie die Salomonen-Farnstabschrecke. Die Färbung der Weibchen schwankt zwischen braun und grasgrün. Der Körper trägt darüber hinaus eine Vielzahl von Höckern oder Warzen, die die Tarnung der Tiere vervollkommnet. Die adulten Männchen sind auffallend türkis-grün und lassen sich bei der Paarung herunterhängen, d. h. sie hängen nur noch an den Genitalien am Weibchen. Ich füttere die Tiere mit Brombeere und Farnen. Auch ist eine Zucht nur mit Brombeere möglich. Die Art schätzt eine hohe Luftfeuchte, die ich durch täglichen Besprühen erziele. Auch bei dieser Art lasse ich die kleinen ovalen Eier einfach im Terrarium liegen. Die Larven schlüpfen nach drei bis vier Monaten.

 

E. Tiaratum

Stockliste; Stand: April 2004
Sascha Eilmus, Gerichtsstr. 16, 51379 Leverkusen, Tel/Fax: 02171/49581 und 0221 4702759; sascha.eilmus@gmx.de

Nr. PSG-Nr. Wis. Name und Trivialname Subfamilie Herkunft Futter Besondere Ansprüche Zucht-status*
1 3 Bacillus rossius (Rossi 1788)
"Mittelmeer-Stabschrecke"
Bacillinae Südeuropa (Italien und Korsika) Rubus sp. trockene, luftige und helle Haltung 2
2 4

Sipyloidea sipylus (Westwood 1859)
"Geflügelte Stabschrecke"

Necrosciinae Madagaskar Rubus sp., Buchen- und Hasel-gewächse keine; p 3
3 5 Medauroidea extradentata (Brunner 1907)
"Annam- Stabschrecke"
Phasmatinae Vietnam Rubus sp., Buchen- und Hasel-gewächse   keine 3
4 18 Heteropteryx dilatata (Parkinson 1798)
"Dschungel-Nymphe"
Heteropteryginae West-Malaysia Rubus sp., Quercus sp . Hohe relative Luftfeuchte (um 80%) <Bilder> 1
5 22 Baculum thaii (Hausleithner 1985) Phasmatinae Thailand Rubus sp. u.v.a. keine; p 3
6 23 Eurycantha calcarata (Lucas 1869)
"Dornige Riesen-Gespenstschrecke"
Eurycanthinae Papua-Neuguinea Rubus sp., Buchen- und Hasel-gewächse Hohe relative Luftfeuchte
(um 80%)
<Bilder>
3
7 31 Creoxylus spinosus (Fabricius 1775) Pseudo-phasmatinae Trinidad Rubus sp. keine
<Bilder>
2
8 32 Ocnophiloidea (Libethra) regularis (Brunner 1907) Diapheromerinae Trinidad Rubus sp. keine; 2
9 36 Lonchodes haematomus (Westwood 1859)
"knick-stick"
Lonchodinae Borneo, Java Rubus sp. Hohe relative Luftfeuchte (um 80%) 3
  37 Lopaphus perakensis (Redtenbacher 1908) Necrosciinae Thailand Rubus sp. keine, p 2
10 38 Dares valdispinus (Stal 1875) Heteropteryginae Sarawak, Brunei Rubus sp. Hohe relative Luftfeuchte 2
11 61 Aplopus sp. Cladomorphinae Dominik. Republik Rubus sp. Hypericum sp. feucht und warm 1
12 99 Epidares nolimetangere (De Haan 1842)
"Rühr-mich-nicht-an-Gespenst-schrecke"
Heteropteryginae Borneo Rubus sp. Hohe relative Luftfeuchte (um 90%) 2
13 101

Lamponius guerini (Saussure 1868)
"Guadeloupe-Stabschrecke"

Cladomorphinae Guadeloupe Rubus sp. <Bilder> 3
14 122 Anisomorpha paromalus (A. monstrosa) (Westwood, 1859) Pseudo- phasmatinae Belize Ligustrum sp., Rubus sp. keine 1
15 173 Neohirasea maerens (Brunner 1907)
"Stachelige Stabschrecke"
Lonchodinae Vietnam Rubus sp. keine 3
16 186 Chondrostethus woodfordi (Kiby 1896)
"Salomonen-Farnstabschrecke"
Lonchodinae Salomonen Farne, Rubus sp. Hohe relative Luftfeuchte (um 80%) 3
17 189 Pseudophasma acanthonota (Redtenbacher 1906) Pseudo-phasmatinae Venezuela Ligustrum sp., Rubus sp. keine 3
18 194 Rhamphophasma spinicore (Stal 1875) Phasmatinae Bangladesh Rubus sp. keine 2
19 211 Cuniculina sp. (Baculum sp., Entoria sp., Ramulus sp.). Phasmtinae Bangladesh Rubus sp. Hohe relative Luftfeuchte (um 80%) 2
20 213 Malacomorpha (Anisomorpha) jamaicana (Redtenbacher 1906) Pseudo-phasmatinae Jamaica Ligustrum sp. keine, p 2
21 214 Aplopus jamaicensis (Diapherodes j.) (Drury 1773) Cladomorphinae Jamaica Rubus sp., Hypericum sp., Eucalyp-thus sp. feucht und warm (tags 30°C, nachts 25°C 1
22 215 Phaenopharos khaoyaiensis(Zompro 1999) Necrosciinae Thailande Rubus sp. p
<Bilder>
2
23 216 Medaura scabriuscula   (Wood-Mason 1873) Phasmatinae Bangladesh Rubus sp. keine 3
24 220 Alleophasma (Malacomorpha) cyllarus (Westwood 1859) Pseudo-phasmatinae Jamaica Ligustrum sp. keine 2
25 231 Abrosoma festinatum   (Brock & Seow-Choen, 1995) Aschi-phasmatinae West Malaysia Fuchsia, Rubus, Epilobium. keine 1
26 235 Euobrimus atherura (Rehn & Rehn 1938) oder Brasidas samarensis (Rehn & Rehn 1938) Heteropteryginae Philipinen Rubus sp. Hohe relative Luftfeuchte (um 80%) 1
27 237 Pseudosermyle sp. Diapheromerinae Belize Rubus sp. keine, gesammelt von Tony James und seiner Frau 2
28 ? Gratidia sp. Pachymorphinae Zentral-afrika (?) Rubus sp. trockene, luftige und helle Haltung 3

*) 1= Zuchtstart; 2 = in Zucht; 3 = Abgabe möglich; p = parthenogenetischer Zuchtstamm

Des weiteren noch im Zuchtstart:

Riesenstabschrecke Pharnacia serratipes (Gray), Asceles spec., Trachythorax spec., Eurycantha insularis; Lopaphus perakiensis

C. Spinosus
E. Calcarata
E. Calcarata (Paar)
Heteropteryx Dilatata
Lamponius Guerini
Phenopharos khaoyaiensis
P. bioculatum
P. bioculatum Weiblich